08.05.2009

Star Dreck (1)

Ich war also gestern im Kino. Und ich hab mir Abrams' Star Trek-Film angesehen.

Im folgenden mein Kommentar dazu: (Dazu sollte ich vielleicht anmerken dass ich einer jener Harcore-Trekkies bin - short of the vulcan rubber ears - und schon eine Menge Zeit mit der Materie verbracht habe und im wesentlichen alles dazu gesehen habe).

Die Schauspieler:
Chris Pine war zumindest das bemühen anzuerkennen und in manchen Situationen kam er dem William Shatner aus 1968 recht nahe. Die meiste Zeit des Filmes fühlte ich mich jedoch ein bisschen an Paul Walker erinnert, nur ohne Autos halt (na Moment, sogar das Auto war dabei).
Zach Quinto hätte in "Enterprise" einen halbwegs brauchbaren Vulkanier abgegeben, als Spock wurde er jedoch sogar vom fast 50 Jahre älteren Leonard Nimoy an die Wand gespielt. Ausserdem war er glaub ich der erste schlecht rasierte Vulkanier den ich in über 40 Jahren Star Trek gesehen habe.
Karl Urban war McCoy. Auch wenn ichs ihm fast am wenigsten zugetraut hätte (sieht man von Simon Pegg mal ab) hat er McCoy so verkörpert als ob die Kelley wieder ausgegraben hätten. Er hat mein Herz schon im Shuttle als er noch keine Minute zu sehen war erobert.
Eric Bana... hat mitgespielt. Auch deswegen weil Nero bestenfalls als Villain-of-the-Week tauglich war, war seine Leistung recht enttäuschend. Und das trotz dem er vor allem in "Munich" brilliert hat und meines erachtens durchaus das Zeugs zu einem guten Schauspieler hätte.
Simon Pegg war Simon Pegg. Nein, ehrlich. Ich hab schon darauf gewartet dass Nick Frost hinter irgendeiner Ecke hervorspringt. Von einem Montgomery Scott, komplett mit dem bizarrem Akzent, dem Kilt, den Bagpipes und dem "Ich machs in zwei Stunden!" ähnlich weit entfernt wie Nordkorea von der Demokratie.
Zoe Saldana war Jeri Ryan war Jolene Blalock. Es war natürlich auch ein bissel viel verlangt die wahrscheinlich beste Frauen-Rolle im ganzen Trekdom spielen zu müssen (und Uhura, vor allem in den Filmen, war definitiv die beste Frau im Franchise, und da schliesse ich auch den alten Mann und Katie-the-Bun mit ein) und als einzige Qualifikation dafür einen Modelkörper mitbringen zu können.
John Cho hat einen brauchbaren Aushilfs-Jet-Li gespielt, komplett mit Falt-Katana, konnte aber Sulu (der für mich immer so etwas wie der Louis de Funes des Franchises war) nicht verkörpern.
Tony Yelchin litt natürlich immens unter der schwachsinnigsten Rolle ever. Anstatt den "Das alte russische Märchen vom Aschenputtel"-Chekov spielen zu können, musste er den "Ich kann das, weg da"-Chekov spielen.

Der Plot (Spoiler):
Die U.S.S. Kelvin wird im Jahr 2233 durch ein romulanisches Schiff angegriffen welches aus so etwas wie aus einem Gewittersturm (sic!) auftaucht. Captain Robau wird daraufhin zu Verhandlungen aufs romulanische Schiff gebeten und übergibt derweil das Kommando an Lt. George Kirk. Nachdem Robau getötet wird lässt Kirk die zusammengeschossene Kelvin evakuieren (inklusive seiner hochschwangeren Frau - Jenny Morrison) bleibt jedoch selbst an Bord und rammt die Überreste ins romulanische Schiff hinein. Kirks Sohn, welcher während der Evakuierung geboren wird, soll nach dem Vater seiner Mutter James heissen (und nach dem Vater seines Vaters Tiberius).
Einige Jahre später (so etwa 2245) sehen wir den jungen James Kirk wie er eine Stingray irgendwo in der Pampa verheizt und Ärger mit den Cops bekommt.
Diese Szene wär normalerweise Schnittabfall geworden. Ich wett aber was dass sie nur deshalb im Film ist um Nokia Werbeminuten zu verschaffen. Ein voll funktionstüchtiges 250 Jahre altes Auto welches mit einem Treibstoff läuft der zu dieser Zeit höchstwahrscheinlich gar nicht mehr existiert... ja, bestimmt.
Wieder einige Jahre später (2255) erleben wir Zivilisten-Jim wie er die junge Uhura anbaggert und sich deswegen eine Kneipenschlägerei mit ein paar Akademie-Kadetten liefert (flotte Sprüche inklusive). Kurz bevor er zu Brei geschlagen wird tritt Captain Pike auf und lässt die Kneipe räumen - und versucht den jungen Kirk zu überreden zu inskribieren ("Wenn sie nur halb der Offizier werden der ihr Vater war" "In vier Jahren sind sie Offizier, in sechs Jahren haben sie ihr eigenes Kommando"). Dass es bis zum Kommando ungleich länger dauert (vergleiche dazu Beförderungszeiträume der US Navy) lassen wir mal ausser acht, und dass die Mindeststudienzeit vier Jahre beträgt ("Ich schaffs in drei") ebenfalls.
Kirk taucht tatsächlich am nächsten Tag in der nahen Flottenwerft (Zufälle gibts) auf ("Das gehört jetzt ihnen"), sehr zum Missfallen der Kadetten die ihn am Vortag vermöbelt haben und trifft dort im Shuttle zum ersten Mal auf McCoy ("eine bittere Pille").
Etwa drei Jahre später (2258) erleben wir Kirk während des Kobayashi-Maru-Tests (in Hinkunft wohl Kobayashi-Apple genannt; btw, warum war McCoy dabei eigentlich dabei?), welchen er natürlich besteht weil er ja den Rechner frisiert hat. Daraufhin gibts eine Anhörung samt erster Gegenüberstellung mit Spock. Just während dieser Anhörung trifft ein Hilferuf vom Vulkan ein ("Gewittersturm"). Und weil die Sternenflotte wie das halt immer so ist KEIN EINZIGES SCHIFF IN IHREM KERNSYSTEM HAT (weil die alle im laurentianischen System sind) bestückt man eine handvoll Schiffe mit den Kadetten. Darunter natürlich die Enterprise, ich hab aber mindestens auch die Farragut und die Hood gehört. Kirk, weil suspendiert, muss zurückbleiben, was aber unseren tapferen Doktor nicht davon abhält ihn trotzdem an Bord der Enterprise zu schleusen ("Hör auf das zu machen"). An Bord stellt Kirk fest dass sie auf Vulkan das selbe erwartet was damals die Kelvin zerstört hat und überzeugt Pike und Spock dass sie in eine Falle laufen. Nur die Tatsache dass sie eine halbe Minute später als der Rest der Flotte auf Vulkan eintreffen ("Ist etwa die Handbremse noch angezogen?") schützt das Schiff vor der Vernichtung (Zufälle gibts...).
Das romulanische Schiff befindet sich im Orbit um Vulkan und ist damit beschäftigt ein Loch in den Planeten zu bohren, und zwar mit einem riesigen Bohrer der bis in die Atmosphäre hängt (und dabei höchstwahrscheinlich jede materialtechnologische Theorie verletzt). Aus unerfindlichen Gründen stört dieser Bohrer auch Transporter und Kommunikation. Pike fliegt also rüber auf das romulanische Schiff (die "Narada"), hinterlässt aber ein Sabotageteam welches den Bohrer zerstören soll worauf die wieder funktionsfähigen Transporter ihn wieder heimholen sollen. Das Sabotageteam beginnt also in seinen Raumanzügen quasi die "Mother of all HALO-Insertions", einen orbitalen Absprung der jede Physik ad absurdum führt, um dann mit den Zewa-Moll-Fallschirmen auf der untersten Bohrplattform zu landen. Dabei geht natürlich ein Redshirt drauf. So prügeln/schneiden also Kirk und Sulu ein paar Romulaner zusammen und zerstören den Bohrer worauf sie wieder an Bord gebeamt werden. Aber der Bohrer war ohnehin schon am Kern also bestücken die Romulaner eine Rakete/Drohne mit "Roter Materie"(Red Mercury anyone? Oder gleich Trilithium?) und schiessen die ins Loch (welche wunderbare Physik...) worauf hin sich ein schwarzes Loch im Vulkan bildet. Spock beamt kurzerhand hinunter um den Rat zu evakuieren (including his parents) bevor der Planet in sich zusammenfällt. Ja, so stellt sich Herr Abrams einen Reboot vor: large scale genocide (6 Milliarden Tote) und das streichen von etwas was über vierzig Jahre ein Markenzeichen des Franchises war.
Die Narada nimmt Kurs auf die Erde um dort selbiges Spektakel abzuziehen. Spock möchte sich lieber mit der Flotte treffen das man alleine gegen die Narada nichts ausrichten kann, Kirk möchte aber lieber hinterher.
Diese Situation endet mit einem der grössten Plot Holes in der jüngeren Hollywood-Geschichte. Spock schiesst Kirk vom Schiff - ja, ganz so wie ich es geschrieben habe (1), dieser landet auf einem Eisplaneten in der Nähe (2)(Delta Vega, wobei der nicht mal annähernd in der Nähe von Vulkan ist). Kirk kriecht aus seiner Kapsel und versucht sich in Richtung eines Föderationsaussenposten durchzuschlagen. Dabei wird er von einem Bär/Wolf/wasauchimmer mit furchtbar viel Zähnen gejagt (3) welcher dann von einem roten Etwas welches gegen jede exobiologische Regel verstösst aber richtig gemein aussieht gefressen wird (4) worauf ihn das rote Etwas über eine Klippe hinunter jagt und dann in eine Höhle (5) wo ein fackelschwingender Spock (6) aus der Zukunft gerade noch verhindern kann dass Kirk gefressen wird (7).
Das heisst dass man hier läppische 7 (in Worten: Sieben) Zufälle gebraucht hat um den Plot voranzutreiben. Spock klärt Kirk (and the audience) also über dieses Theater auf: 129 Jahre in der Zukunft (also 2387, und zwar in der richtigen Star Trek-Welt, die die wir bisher kannten) wird Romulus durch eine Supernova vernichtet weil die Föderation/Vulkanier nichts dagegen unternehmen können (warum die Romulaner allerdings vom Feind Hilfe verlangen mag sich mir nicht ganz erschliessen). Die Vulkanier haben dazu ein abstruses Schiff konstruiert welches mit Hilfe von "Roter Materie" (also jenem bereits zuvor erwähnten, pipettierbaren Erdbeersaft) eine künstliche Singularität erzeugen sollte und die Druckwell der Supernova so neutralisieren sollte (oder so irgendwie). Das abstruse Schiff (welches aus unerfindlichen Gründen von Spock gesteuert wird) und die Narada (ein Minenschiff) werden in das entstehende schwarze Loch gesaugt. Die Narada kommt 2233 wieder raus (aus eben jenem "Gewittersturm"), Spocks Schiff 2358 (aus dem anderen "Gewittersturm"). Nero hat 25 Jahre gewartet (Ohne Treibstoff? Ohne Proviant? Ohne Frauen?) und dem auftauchenden Spock sein Schiff abgenommen (der roten Materie wegen, um Vulkan zu zerstören) und ihn dann auf Delta Vega ausgesetzt.
Nun pilgern Future-Spock und Kirk also zu diesem Föderationsaussenposten. Dort treffen sie auf einen Montgomery Scott ("Admiral Archers Beagle") welcher sich selbst und Kirk auf die Enterprise beamt (don't ask...).
Nach der Vernichtungsgruselgeschichte von Kirk erschafft Chekov einen Plan wie man sich der Narada nähern kann (in die Atmosphäre vom Titan warpen). Jene versucht gerade in der San Francisco Bay ein Loch zu bohren (weils ja auch unendlich mehr Sinn macht an einer Küste zu bohren als, na, in einem Tiefseegraben etwa). Also beamen Spock und Kirk auf die Narada um das Schiff zu sabotieren und Pike zu befreien. Spock übernimmt das dubiose Schiff von Future-Spock und zerstört damit den Bohrer während Kirk Pike befreit und vom Schiff gebeamt wird. Spock bringt sein Schiff auf Kollisionskurs und wird kurz vor dem Aufprall von Bord gebeamt. Die Rote Materie formt also ein schwarzes Loch welches die Narada verschlingt, und die Enterprise nahezu ebenso wenn nicht Mr. Scott einen fast schon Voyageresque anmutenden Plan entworfen hätte. (Und - aber ich mag mich täuschen - das ganze passiert in einem Erdorbit. Ein schwarzes Loch im Erdorbit...)

Und morgen werd ich mich ans nitpicken machen...

3 Kommentare:

  1. andere hintergrundfarbe oder text in weiss bitte.

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  2. *autsch* das tu ja schon beim lesen weh!

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  3. passiert nicht im Erdorbit.
    Spocks Schiff geht auf Warp, und das romulanische Schiff folgt nach.

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