15.10.2009

Roter Oktober: Kämpf wie du trainierst

Letzlich ist das aber alles egal. Egal wieviele Flugzeuge rumfliegen, egal wie neu das Material ist, egal wie präzise die Lenkwaffen sind.

Das ist alles egal solange man Ausbildung und Training vernachlässigt.

Zur Erinnerung: westliche Nationen (read: die NATO, nicht unbedingt wir) bewegen sich im Schnitt bei 150-200 Stunden p.a. pro Crew. Mehr bei unterstützenden Tätigkeiten - 300 - 400 Stunden p.a. bei einer Herky-Crew sind nicht ungewöhnlich. Und damals, in der schlechten alten Zeit, haben Piloten der RAFG oder USAFE schon mal über 100 Stunden pro Monat zusammengebracht, keine leisure flights, wie ich anmerken möchte. Heutzutage gibts in RAF oder USAF nicht mehr allzuviele Kampfflugzeug-Piloten ohne combat time.
Und bei all den Green Flags, Maple Flags, Red Flags Checkered Flags, William Tells, TLPs, Tiger Meets, ELITEs und wie die ganzen Manöver alle so heissen hat man einen Ausbildungsstand erreicht der selbst Rookie-Piloten auf ein Niveau eines Asses hebt.

Und in Russland?
Na wenn der Georgien-Krieg letztes Jahr nur annähernd ein Gradmesser ist schauts wohl schlecht aus. Aber wen wunderts. Abgesehen von einer handvoll Elite-Einheiten fliegen die Kampfflugzeugpiloten irgendwo um die 60 Stunden im Jahr. Grosse Manöver kann man schlichtweg nicht durchführen. Man hat schon genug Probleme das marode Gerät für PR-Aktionen wie Übungen im Rahmen des Shanghaier Pakt oder Paraden über dem roten Platz flottzubekommen - da ist es natürlich am Rande der Unmöglichkeit perfekt choreographierte Flag-like Übungen durchzuführen in denen Piloten zuweilen schon innerhalb von zwei Wochen ihr halbes Stundenkontigent geflogen hätten.
Bizarrerweise verballern russische Piloten weit mehr scharfes Zeug in Übungen als es der Westen jemals getan hatte. Während man also die Ranges mit den FABs pflastert und die R-73 auf die Flares ballert (weil man beides aus der schlechten alten Zeit noch genug auf Lager hat und die Shelf Life von dem Zeugs irgendwann aufgebraucht wäre; und Drohnen sind einfach zu teuer) schafft mans nicht eine brauchbare Simulation zu erstellen.

Und weil man so ungeübt ist, rauf bis zu den Stäben, kommts dann zu solchen Geschichtln wie über Georgien wo das Abziehbild einer Landesverteidigung die russischen Flugzeuge reihenweise vom Himmel holt. Vielleicht hatte die ganze Geschichte auch was gutes - möglicherweise lernt man ja daraus.

2 Kommentare:

  1. Und haben die Westsoldaten in den Neunzigern zu wenig trainiert? Immerhin wurden über Jugoslawien ein paar abgeschossen.... Und dort war die Fliegerabwehr schlechter als jetzt in Georgien.

    Warum wurden im Irak die Apaches reihenweise abgeschossen, sodass es temporäre Einsatzstopps gab? Zu wenig trainiert?

    Wieso wurde ein US-Konvoi in Georgien aufgeklärt und erbeutet, wo doch die Stäbe alle sicher genau simuliert hatten? Zu wenig simuliert?

    Nein, Krieg hat noch viel mehr Überraschungen auf Lager als man üben, simulieren und in Field Manuals fassen kann. Aller Hochglanz-Webseiten Informationsportale zum Trotz.

    ZB

    AntwortenLöschen
  2. Ehrlicherweise muss man anmerken, dass rund die Hälfte aller Flieger in Georgien durch die eigenen oder südossetischen Kräfte vom Himmel geholt wurden.
    Die Jäger haben die ersten beiden Tage gepennt. Auf SEAD hat man in dieser Zeit auch nicht sonderlich geachtet, bis die Verluste kamen.
    Laut mehreren Berichten soll sich die Fullback in Jammer-Konfiguration in den letzten Tagen als äußerst effektiv erwiesen haben, während spezielle ECM-Hips im Gebierge ihre Schwierigkeiten hatten.

    AntwortenLöschen