03.08.2009

Smells like old field manual

Eines der Probleme die man als Kind der 80er hat ist die Tatsache dass man das Jahrzehnt quasi verpasst hat. Zu Weihnachten 1989 hielt bei meinen Eltern der erste Sat-Receiver Einzug (ein Fuba, den ich bis vor ein paar Jahren sogar noch an meine alte Hauppauge-Karte angeschlossen hatte), einige Wochen später kam meine Schwester zur Welt. Das sind irgendwie die ersten Erinnerungen die sich in meinem Kopf befinden. Alles davor ist schon sehr nebulös.

Gerade für mich, dessen Steckenpferd nun mal der kalte Krieg ist, und da vor allem die 80er, ist es natürlich ziemlich zwider das Jahrzehnt komplett verpasst zu haben. Um zumindest ein bisschen von dem "Zeitgeist" von damals zu konservieren bin ich auch bei der Musik 80er-Fan geworden. Culture Club, Pet Shop Boys, Ultravox (Vienna, yeah!), der ganze 80s Schrott den man sich eigentlich nur nach erfolgreicher Lobotomie anhören kann.

Aber das Internet machts auch möglich den militärischen Zeitgeist von damals einzuatmen. Nichts versetzt dich besser in diese Zeit zurück als ein Papierl der Army in der z.B. ein T-80 ohne Bilder auftaucht, das neue sowjetische Transportflugzeug ohne Herstellerangabe und die Verdrängung eines Bootes der Typhoon-Klasse als grobe Hausnummer geschätzt ist. (Oh, und natürlich diverse Kampffahrzeuge noch mit ihren M-whatever Meldenamen der NATO versehen sind weil man die Bezeichnungen nicht kannte.) Für uns ist das heute natürlich alles eine andere Welt - und gerade darum so interessant.

Natürlich auch um die Denkweise in der NATO kennenzulernen. Heute, im Retrospekt, ist es ganz einfach jede Entscheidung zu zerpflücken. Aber damals wars, nach dem Kenntnisstand halt, die beste Option.

Das Internet hilft dabei dadurch, dass es unendlich einfacher geworden ist Dinge (read: gedrucktes Material) aus dieser Zeit aufzutreiben. Ob das der Online-Shop vom Antiquariat, der zwielichtige Verkäufer auf Ebay oder sonstwer ist, so einfach wie heute war es noch nie die Geschichte quasi nachzuholen. (Mit dem grauslichen Nebeneffekt dass auch die ganzen rechten Spinner einen schwunghaften Handel mit allem, vom EK 1.Kl bis hin zur Reichsfahne vom Parteitag '38, betreiben.)
Die monetäre Aufwendung dabei ist ein Klacks - aber diese Werke die damals zu tausenden gedruckt wurden und heut nur mehr in Restposten existieren haben einen "persönlichen" Wert der sich - zumindest für mich - gar nicht messen lässt. Klar sind Jane's-Bücher schweineteuer, aber wenn eines gefladert wird oder abfackelt kauf ich die nächste Ausgabe. Aber wenn selbiges mit meinen Ausgaben von Soviet Military Power oder meinem FM 100-2-3 aus dem Jahre Schnee passiert, ich würd in die brennende Bude reinrennen um das zu retten und dem Dieb eine Verfolgungsjagd liefern dass Niko Bellic neidig würde.

Und bei dem oft 30 Jahr und älteren Papier kannst den Zeitgeist oft wirklich einatmen... nach dem blättern in diesen Schrieb ist Händewaschen angesagt.

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