07.07.2009

Er ist tot, Jim

Ich hab ja vor einiger Zeit Bobby McNamara als katastrophalsten Verteidigungsminister aller Zeiten bezeichnet.

Da kam passenderweise gestern die frohe Botschaft: Er ist tot, Jim.

Ich weiss, man pinkelt nicht auf anderer Leute Gräber - aber er hätte es sich verdient.

McNamaras erste Tat als SecDef: die Einführung des MDS, des uniformen Bezeichnungssytem des US-Militärs für im Prinzip alles bis auf Fahrzeuge. Das wär ja prinzipiell nicht so schlecht gewesen - sieht man mal davon ab dass Millionen von Dollarn für die hunderten Umbenennungen existierender Hardware draufgegangen sind - im wesentlichen jedes geschriebene Stück Papier auf dem mal F4H stand musste nun gegen eine Variante mit F-4B ersetzt werden. Und schon damals wurde in den Gängen in Arlington hinter vorgehaltener Hand getuschelt dass das neue Bezeichnungesystem nur deshalb eingeführt wurde weil sich McNamara die vielen Bezeichnungen einfach nicht merken konnte.

Dass mit den Bezeichnungen war auch deswegen ein Problem weil der gute Bobby ein Fan von Joint-Projekten war, also vor allem den Air Force/Navy-übergreifenden Entwicklungsprojekten von Flugzeugen. Legendärstes Beispiel: die Grumman/Convair F-111, damals noch unter dem Moniker TFX. Ist doch null Problemo gach mal das Tiefflugeindringflugzeug der Air Force und den bordgestützten Hochleistungs-Abfangjäger der Navy in den selben Airframe zu pressen; zumindest in Bobbys Welt. In der realen schon eher - mit den ganzen bekannten Resultaten.

Ah ja, Stichwort F-111. Den grauslichen Ruf den dieses Flugzeug Zeit seines Lebens innehatte verdankte es auch Mr. McNamara. Bobby war nämlich von der Idee überzeugt vom Zeichenbrett weg Flugzeuge zu kaufen - Prototyp, wos hoast des?
Auf diese Weise hat sich die Air Force zwei Entwürfe eingetreten die selbst nach Bobbys Amtszeit eine Menge Geld gekostet haben - nicht umsonst wurde der zweite Entwurf in der Air Force spöttisch Fred genannt, Fantastic Ridiculous Economic Desaster. (Und wers nicht weiss, das war die C-5.) Und Fehler die ich im Flugtestbetrieb nicht ausmerze, verfolgen mich im Dienstbetrieb jahrelang.

Andererseits war Bobby sehr kostenbewusst - so wollte er der Air Force kein Geld für neue Bomber geben. Keine B-58, keine B-70, keine gar nix. Aber man legt sich als SecDef nicht so einfach mit den Jungs in Langley, Offutt und Cheyenne an, also hat ihnen Bobby einen neuen Bomber versprochen - nur mit dem Haken, dass dieser niemals entwickelt wurde. Von McNamara als reines Papierprojekt geplant um die Air Force ruhigzuhalten, sollte dieses Ding noch 20 Jahre Entwicklungszeit vor sich haben bis Cap Weinberger es in Serie bauen liess: die B-1.
Wie wir mittlerweile wissen war es ja Bobbys Plan sämtliche Bomber von SAC einzustampfen und stattdessen alles mit FB-111 vollzupflastern - wieviele Tanker man allerdings gebraucht hätte um die Vögel alle nach Russland zu nursen weiss bis heute niemand.

(Es ist einfach zu bizarr: McNamara wollte damals alles zusammenstreichen um einen für dessen Aufgabe reichlich ungeeigneten Vogel in Ft. Worth in grossen Stückzahlen zu bauen (weil die F-111 im damaligen Convair/General Dynamics-Werk in Ft. Worth montiert wurde) und Gates macht aktuell genau das selbe, nur dass am Werkstor jetzt des LockMart-Schüdl drobenhängt...)

Mir würden noch einige lustige Anekdoten einfallen, aber ich glaub ihr habt die Message verstanden. Darum schliesse ich jetzt mit einem weiteren Zitat aus Star Trek (na, fast); wie den McNamara antworten hätte sollen als ihn Kennedy gefragt hat ob er den Posten übernimmt:
"Verdammt Jack, ich bin Autobauer, und kein Soldat..."

(PS: Wer sich wundert, der beste Verteidigungsminister war in meinen Augen der oben erwähnte Cap Weinberger. Der war in dem Amt noch weit mehr Bluthund als es McNamara, Cheney oder Gates je sein könnten, aber er hat dem Militär das gegeben was es brauchte.)

5 Kommentare:

  1. MEHR MEHR!!!
    WIR WOLLEN MEHR!
    ;-)

    AntwortenLöschen
  2. Ich bin doch kein Wurlitzer...

    Vielleicht noch dass Bobby auch verantwortlich zeichnet dass die beiden Enterprise-Nachfolger nicht nuklear sondern konventionell betrieben wurden. Das war die America, die man nach 36 Dienstjahren schon in den 90ern verschrotten musste, und die JFK die ja von der Big E auch um etwa 13 Jahre überlebt werden wird. Das war ja ein echter Bargain den alten 127er Entwurf zu reaktivieren anstatt den 160er weiter zu bauen...

    AntwortenLöschen
  3. Tja,die alte Ansicht,bemannte Waffenträger seien
    überflüsig und durch Raketen und Mrschflugkörper zu ersetzen.
    Auch wenn ich der einzige bin der das behauptet : Wenn die damals die XB70 eingeführt hätten,währen heute noch einige in mordernisierter Form im Einsatz.Und man währe froh,die zu haben.Mit Mach 3 irgendwohn,präzise treffen und wieder nach Hause.Warscheinlich auch mit modernen Mitteln schwer abzuschiessen,insbesondere mit modernen Jammern usw.
    Für das Geldder abgespeckten B1 und der mässigen F111 häte man auch die bekommn.Währe besser gewesen.

    AntwortenLöschen
  4. Die B-70 war, wie alle ihrer Leistungsgenossen (M-50 oder T-4; von eimerweise Entwürfen die nie gebaut wurden gar nicht zu sprechen) eine Totgeburt.

    Nach dem Powers-Zwischenfall fand ein Umdenken statt, berechtigt wie ich meine. Mit dem Advent der SA-5 Ende der 60er dann war das Zeitalter von Mach-irgendwas in 80k Fuss fliegenden Bombern zu Ende. Taktisch war das Konzept tot - nicht umsonst hatte die B-58 so ein kurzes Leben; wie kein anderes Flugzeug im US-Arsenal lebte die ja von Speed und Height.
    Eine moderne S-300PMU kann Ziele noch in Höhen und Geschwindigkeitsbereichen bekämpfen welche man nur mit enormen budgetärem Aufwand überschreiten könnte. Den selben Effekt kann ich mit einer handvoll ACM (ja, i woas eh) oder (wenns strategisch wird) einer Minuteman auch erreichen - beides für einen bargain und mit einer unendlich grösseren Wahrscheinlichkeit auch erfolgreich zu sein.

    Technologisch war die B-70 ein Albtraum sondergleichen - der Copilot hat seinen Flug damit verbracht das Kontrollsystem der Lufteinläufe zu handeln - während der 60er wäre jede Automatik hoffnungslos damit überfordert gewesen. (Sechs Triebwerke!)
    Auch hatte man die Probleme beim Flug in diesen Geschwindigkeitsbereichen schlichtweg unterschätzt. Erst als sich vom ersten Prototyp bei Mach 3 die Aussenhaut runtergeschält hat hatte man ein Aha-Erlebnis. Und die diversen lustigen Fahrwerksgeschichten nicht zu vergessen...

    AntwortenLöschen
  5. Die technischen Probleme währen in den Griff zu bekommen gewesen.Die Lufteinläufe waren doch bei der zweiten automatisiert ? Wenn nicht,dann eben später.
    Einsatz als Waffenträger für Stand Off Waffen wähe das Einsatzprofil.Eine bessere B52,schneller an jedem Ort,an dem sie benötigt wird.Keine 36h Einsätze.
    Man träumt scliesslich dort immer noch von Hyprschallgeräten,die können das noch besser,aber der Grundgedanke ist der gleiche.
    Die können mit Mach 6,sollte es sie jemals geben,ebenfalls keine Freifaller absetzen,würden also ähnlich eingesetzt.Ausser es währen Stalth Hyperschallfluggeräte.Aber ob das aerodynamisch geht,weiss ich nicht.

    AntwortenLöschen