14.11.2010

Säcke

Es ist zugegebenermassen nicht immer einfach. Romanautoren (ich meine jetzt nicht echte Literaten) verwenden oft Jahre ihres Lebens und eine unglaubliche Fachkenntnis um eine Geschichte zu schreiben. Ob dies John Grisham oder Dan Brown (ja, ich habs gesagt - denn bei all dem Bullshit setzt das ganze doch ziemliche Recherche voraus) sind, man wälzt teilweise reichlich komplexe Vorgänge auf hunderten Seiten platt, mit Nebenplotts und was weiss ich nicht noch um eine Geschichte zu erzählen.

Und dann kommt irgendwann ein Hollywoodstudio mit einem dieser Dollarsäcke und kauft dem Autoren (respektive dem Verlagshaus) die Rechte ab und gibt das Buch einem dieser Hollywood-Skripter die seit Jahren vor allem damit auffallen schreckliche Geschichte für klischeetriefende HBO/WB/USA/whatever-Serien zu schreiben.

Und was du dann am silver screen siehts, oida, da glaubst du bis im falschen Film.

Ja, am Samstag gabs "Der Anschlag" zu sehen. Das fängt schon damit an dass man hierzulande den Originaltitel (das Churchill-Zitat) gegen einen Titel aus dem Generator getauscht hat ("Das Kartell" anyone? - ein Wunder dass die Titel in der US-Version geführt werden). Und wie wirs aus jahrelangem JAG-schauen kennen, mit ZNN und all den Ländern dies gar nicht gibt, kann man im modernen Fernsehen nicht so einfach die Araber zu den Bösen machen weil sonst die Steine wieder fliegen und die Flaggen brennen. Also hat man den Originalplott von TSOAF, eine hochkomplexe Geschichte über den Nahost-Konflikt, so abgeändert dass es wieder mal die Nazis waren (die Wiener Nazis noch dazu, aufgepasst HC...) und die Russen wieder mal zur Bananenrepublik werden wo man Luftschläge auf Träger einkaufen kann (ahja... ein Backfire-Raid auf die in der Nordsee kreuzende Stennis - wo soll ich da anfangen?) und Generäle auf eigene Faust Chemiekrieg führen.

Dass man aus Denver Baltimore gemacht hat und inert-bewaffnete Vipers aus Spangdahlem Russland angreifen (weil zum Glück schläft die PVO ja in der Pendeluhr...) und man von Nuklearkrieg halt null Ahnung hat (wobei, alleine die Tatsache dass tatsächlich die Kneecap gezeigt wurde gibt dann doch wieder ein paar Bonuspunkte her) können wir dabei ignorieren. Lustig dafür dass das DOE einen Ordner besitzt wo die Zusammensetzung sämtlicher Pits der Welt drinnensteht - wenn Cabbot (ahja, den gabs im Buch auch nicht) schon drei Leute ohne Wirkung in Arzamas geopfert hat frag ich mich wieviele Sterne auf der Wand in Langley an diesem Ordner mitgewirkt haben...

Es ist definitiv die schlimmste Clancy-Verfilmung. Das weiss auch Clancy selbst, hat das aber sehr vornehm formuliert - hät er die Rechte halt nicht verklopfen sollen, der Sack. Und ja, ich kann Affleck auf den Tod nicht ausstehen, den Sack. Und bei sovielen Säcken rund um den Film ist es irgendwie kein Wunder dass dann sowas rauskommt...

2 Kommentare:

  1. WC Russia 201814.11.2010, 19:00:00

    was hat man den so alles vom Clancy verfilmt?
    Der Anschlag,Roter Oktober...?
    aber auch wenn der film unrealistisch wie sonst was ist,unterhaltsam ist er(vor allem der träger-part).

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  2. The Hunt for Red October -> Jagd auf Roter Oktober (Baldwin)- der wurde auch schrecklich verstümmelt und stellenweise misshandelt
    Patriot Games -> Stunde der Patrioten (Ford), war wahrscheinlich der Romanvorlage noch am nähesten
    Clear and Present Danger -> Das Kartell (Ford)
    The Sum of All Fears -> Der Anschlag (Affleck)

    Ich mein, kommt irgendwie nicht von ungefähr - die hochbrisanten Executive Order und Debt of Honour zu verfilmen kann sich kein Studio der Welt leisten (obwohls Clancys beste Arbeiten sind). Die Rainbow Six-Verfilmung geisterte ja mal durch die Gazetten, glaub das ist aber mittlerweile auch ad acta gelegt wurden. Auch die Geschichte ist unverfilmbar.

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