12.12.2010

Das Fenster zum Hof

Stell dir mal vor du bist ein Beschaffungsmensch irgendwo in Europa, weiss nicht, in Berlin, Rom oder Paris etwa. Und da kommt ein Mensch von der Truppe, von mir aus der Inspektor der Infanterie, zu dir ins Büro mit einem UOR in der Hand. Der hat nämlich festgestellt das die Weltkrieg-Zwo Gewehre die seine Truppe als Sniper Rifles in AStan verwendet nicht allzuviel taugen. Vorallem hätt er gerne mehr Reichweite und Präzision.

Na, was hast da für Möglichkeiten. Wenn dein Börsel eher klein ist könntest du drüben in Brod anrufen ob man die 700er auch in WinMag oder gar Lapua chambern kann. Wenn der Finanzminister grosszügig war könntest du auch in Dachau anrufen und den Preis einer Kiste SR-100er erfragen. Vielleicht magst dus auch eher exotisch - dann könnt man dir in Ulm sicher weiterhelfen. Wär auch denkbar dass du deinen Mannen eher was Vertrautes geben willst - dann würdest du wohl am Neckar fündig werden. Oder du nimmst vielleicht doch das Ding über das du von deinen Kollegen im Ausland so viel gutes gehört hast - dann findest du sicher in Portsmouth jemanden der dir weiterhilft.

Und jetzt stell dir mal vor vor deinem Fenster fliesst nicht die Spree, der Tiber oder die Seine vorbei sondern der Potomac. Wobei, realistischer ist eher dass du den Potomac nie zu sehen bekommst weil das einzige was du von deinem Fenster aus siehst die 28 Fuss entfernte Mauer des E-Ringes ist.
Kurz nachdem der General also aus deinem Büro verschwindet und du schon überlegst wie denn der Name des freundlichen Briten in Hampshire war läutet also das Telefon und eine politisch wichtige Figur (deren Namen hier nicht zu interessieren braucht) gibt dir zu verstehen dass man so kurz vor den mid-terms ein bisschen Unterstützung in Connecticut brauchen täte.

Du legst also den Hörer wieder auf die Gabel, sendest einen Stossseufzer an die schmutzige Decke und drückst die Schnellwahltaste die dich mit Frank in New Haven verbindet.

Es wär, um wieder in die Realität zu gelangen, eine so nette Geschichte, wenn sie nicht so treffend beschreiben täte wie die Army zu ihren neuen Scharfschützengewehren gekommen ist. So darf also Winchester der Army kaum modernisierte M24 zu einem Apothekerpreis verkaufen, also jener Prügel der über diverse M1A, M21 und M40-Unwege fast noch genauso aussieht und funktioniert wie sein 30-06er Uropa der schon in Bataan Aufständische umgeschossen hat - während man in Europa seit Jahren mit 300er-Selbstladern rumballert die auf 2000 yards einem Taliban die Kippe aus dem Mund schiessen können.

Als Aquisition-Mensch im Pentagon musst mit der Zeit depressiv werden. Dauernd musst du Krempel einkaufen der eigentlich schon in den Schmelzofen gehörte und die Welt ausserhalb deines Fensters endet nach 28 Fuss...

4 Kommentare:

  1. WC 2018 Russia12.12.2010, 18:17:00

    die amis habens doch mit dem M110 gar nicht so schlecht getroffen und wenns mehr reichweite braucht gibts die M82er oder wo ist hier denn das problem?

    AntwortenLöschen
  2. Ja, wie bei der Luftverteidigung. Da gibts auch die Stinger und die Patriot und für die 100 klicks dazwischen nichts.

    Warum glaubst dass die Army vor Jahren mit allen möglichen Dingern in den Kalibern WinMag, LapuaMag und Cheyenne rumgebastelt hat. Eben um jene Lücke zu schliessen. Die M82 ist ja auch nicht unbedingt handlich - warum man die A2 nie eingeführt hat bleibt mir eh ein Rätsel.

    Und einen AR-15-Klon als Scharfschützengewehr zu verwenden - das kommentier ich nicht mal. Als DMR von mir aus (wobei man immer noch streiten kann ob man einen DM zu was anderem als IEDs aufschiessen auch braucht) - aber das haben die Russen schon seit 40 Jahren.

    Heck, man hätt bei Barrett 10.000 M98 einkaufen können und hätt eine wunderbare Waffe bekommen. Aber logisch, was ist schon Tennessee gegen Connecticut...

    AntwortenLöschen
  3. "wobei man immer noch streiten kann ob man einen DM zu was anderem als IEDs aufschiessen auch braucht"

    Hmm. Ich habe eine israelische Statistik in Erinnerung aus der hervorgeht, dass DM für 60-70% aller Treffer einer Infanteriegruppe veranwortlich sind.

    Bei den Russen sieht es freilich nicht besser aus. Dragunov scheint seit 40 Jahren das höchste der Ingenieurskunst zu sein, SV-98 kommt nicht an und Gewehre in 12,7mm sind als solche überhaupt nicht vorhanden, obwohl OSV-96 für Armeezwecke durchaus ansehnliche Leistungen liefert.

    AntwortenLöschen
  4. Von wann - ist ja doch einige Zeit her dass die IDF gegen einen Feind marschiert ist und net gegen ein paar blassfüssige mit Sprengstoffgürteln. Gegen Insurgents mag ich das sogar glauben - gscheiter als mit der SAW draufhalten ists allemal - aber gegen eine echte Armee?

    AntwortenLöschen