12.01.2009

Landungen (Send in the Marines)

Es ist jetzt ein bissel mehr als 233 Jahre her dass der US Congress (wems auffällt: ja, das war nicht der US Congress - die USA gabs damals noch nicht) die Marines offiziell geschaffen hat.
Die Leathernecks, so genannt wegen der in den 1850er Jahren in der offiziellen Uniform befindlichen Lederkrawatten, haben in diesen 233 Jahren schon unzählige Strände gestürmt... nur, in den letzten 58 Jahren keinen einzigen mehr.

Schon klar, sie waren in Grenada, - zweimal sogar - im Irak, in Afghanistan und Vietnam haben sie auch gekämpft. Aber seit Inchon 1950 haben sie - und auch dort nur gegen geringen Widerstand - keine opposed landing, also den amphibischen Angriff gegen einen an der Küste eingegrabenen Feind, mehr durchgeführt.

Und, sie könnten diese opposed landing gar nicht mehr durchführen.

Aktuell unterhält das USMC sieben Marine Expeditionary Units - MEUs. Ein jedes MEU kann ein verstärktes Marineinfanteriebataillon (eigentlich ein Doppelbataillon) von etwas mehr als eintausend Mann an den Strand bringen. Nach den verfügbaren Landungsschiffen gerechnet (rund 12 PHIBRONs mit einem Assault Ship und zwei Dockschiffen) könnten die Marines etwa den Gegenwert einer Division leichter Infanterie anlanden. Diese MEUs sind sehr leicht: ein Platoon Abrams und eine Batterie gezogene Haubitzen stellen deren Schlagkraft.

Aber das eigentliche Problem stellen die amphibischen Landungsfahrzeuge dar. Jede recoilless auf einer Puch G kann die Dinger auf eine Meile Entfernung zerlegen - und davon besitzt eine MEU nur ganze fünf Platoons. Und eine grindige Hind kann die Dinger in no-time knacken... blöd wenn die Fahrzeuge ein paar hundert yards vom Strand entfernt in die Luft fliegen, mit einem Squad Marines drinnen.
Zugegeben: eine MEU bringt schon von Haus aus eine Menge Airpower mit, und die Navy mit ihren Flattops ist gewiss auch nicht weit - aber zum einen haben die USA einen eher schlechten Track Record wenns darum geht mit Luftangriffen Truppen direkt kaputtzumachen (ich erinnere nur an Milosevics Holzpanzer) und zum anderen können die gegen low-level air defense - einer 14,5mm-Quad oder einer Strela - nicht viel ausrichten. Und das sind jene Waffensysteme in deren Wirkungsbereich die diversen antiken Sea Knights und Stallions (oder auch die Ospreys) mittenreinfliegen - und dann mit einem Zug Marines oder ein paar Tonnen Munition in den Berg krachen.

Man sollte sich nicht der Illusion hingeben: die Landungsunternehmen während des zweiten Weltkrieges haben nur so gut funktioniert weil entweder der Feind unfähig war (Japan - die japanischen Kommandeure haben die Marines nie während der empfindlichsten Aktion - der Anlandung - in Masse angegriffen) oder die Übermacht schlicht erdrückend war (Landungen in Europa - die Menge an Truppen, das Support Fire und die Luftmacht waren enorm).

Währends letzteres nicht mehr spielt ist zumindest ersteres - der unfähige Kommandeur - doch noch recht häufig in den Armeen dieser Welt anzutreffen... insofern besteht doch noch eine reelle Chance.

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