07.01.2009

Der Vizepräsidenten-Faktor

Jetzt wos drunten in Gaza wieder scheppert bekommen wir im Fernsehen wieder jede Menge Leichen zu sehen...

Hmm... Fernsehen und Leichen, das passt irgendwie nicht.

Man hat da immer irgendwie den Eindruck, wurscht obs in der Zeit in Bild oder im 22:20 Actionfilm ist, als ob der Tod von Menschen im Krieg ein klinischer Akt ist.

Lasst mich kurz ausführen:
Im Fernsehen führen Schussverletzungen immer zu wunderbaren Ein- und Austrittslöchern - no matter what the circumstances. Selbst in "wissenschaftlichen" Sendungen a la CSI bleibt das so.
Nun, selbst in recht derben Filmen ist das oft so.
In der Realität siehts freilich anders aus. Hochgeschwindigkeitsmunition aus Langwaffen, Feuerstösse aus vollautomatischen Waffen und Spezialammo wie sie von paramilitärischen Einheiten verwendet werden führen selten zu simplen Wunden.
Die führen meistens dazu dass ziemlich viel Gatsch überbleibt, Austrittswunden oft Melonengrösse haben und sich gelegentlich Körperteile ziemlich weit von Ursprung entfernen. Aber das will natürlich niemand sehen. Wär natürlich deutlich weniger Popcorn-Kino tauglich wenn dem Arnie in der Hälfte seiner Filme der zu Klump geschossene Feind um die Ohren fliegt - ein PG-Rating würds dafür nie geben.
Im Fernsehen führen Explosionen auch normalerweise nur dazu dass Stuntmänner möglichst weit und kunstvoll durch die Gegend fliegen. Ach ja, im Fernsehen explodieren ja auch Autos selbst bei minimaler Beschädigung und jede Standard-Handgranate macht ein Feuerwerk als ob ein Kanister Napalm hochgehen würde.
In der Realität siehts freilich anders aus. Die Schrapnelle die eine Handgranate erzeugt, die Druckwelle die pfundweise C4, TNT oder ähnliches erzeugt, oder die Splitter die eine palästinensische Rohrbombe erzeugt führen auch zu fliegenden Männer.
Nur sind die Männer dann noch selten ganz wenn sie aufschlagen. Die Stufen "Schweizer Käse", "Abgetrennte Körperteile" und "Disintegration" existieren dabei. Aber das will natürlich niemand sehen. Wär natürlich deutlich weniger Popcorn-Kino tauglich wenn dem Bruce Willis in der Hälfte seiner Filme der zu Brei gesprengte Feind um die Ohren fliegt - ein PG-Rating würds dafür nie geben.

Und solange der Tot durch eine Waffe, vor allem der Tot am Schlachtfeld, so eine klinische Aktion bleibt, bei der die Leiche einfach ins Kühlhaus kommt und nicht mit der Schneeschaufel vom Parkplatz aufgesammelt wird; solange man im Film 50, 60 Menschen erschiessen kann und damit den Blockbuster des Sommers landen kann, wirds in dieser Welt nicht sehr viel besser werden.

Wir sollten uns immer wieder deutlich machen wie brutal Krieg eigentlich ist - auch wenns unappetitlich ist.

Aber Filme in denen sowas realistisch dargestellt wird - "very graphical" wie man in den USA sagen würde - wie z.B. Saving Private Ryan (inklusive halber Soldaten), diverse Rambos (wenn sich Rambo mit der Browning durch den Feind mäht dann fliegen soviele Fetzen dass man entsetzt vor dem Bildschirm sitzt) oder Robocop (der Angriff auf Murphy bei dem ihm per Schrotflinte ein Arm abgeschossen wird) werden gleich in Grund und Boden zensiert. Weil du darfst dir als 14-jähriger zwar ansehen wie Kurt Russell im Akkord Leute erschiesst, aber bitte nicht die unappetitlichen Details davon.

Sonst würd ja kein Mensch mehr zur Army gehen wenn die wissen würden wie man da enden könnte...

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