26.05.2010

Endlich eine Oarwat!

Jenes Reallife welches ich vor gut zwei Monaten angesprochen habe und welches mich vom bloggen abgehalten hat war der Wechsel von Arbeitsplatz und Wohnort. Also quasi der logische Schluss zu meinem allerersten Posting - ich bin letzlich in jenem unbekannten Land angekommen.

I ziag ma Springerstiefel...

Und auf der viel zu langen Reise dorthin hab ich einiges erlebt. Obwohl dir in jedem Persönlichkeitstraining geraten wird "echt" zu sein, weil das vorspielen den HR-Menschen ohnehin auffällt, kommst du mit "echt" net allzu weit. Ich bin (na so ne Überaschung) nicht der Typ der mit seiner Meinung hinterm Berg hält und damit eckst du halt schnell an. Berufliche Kompetenz zählt nicht viel wenn du nicht ein paar wichtige Eigenschaften hast. Oder wies ein Poster auf derStandard.at vor einigen Wochen ganz treffend formuliert hat: "Der Zweck des Bewerbungsgespräches ist einzig dem zukünftigen Vorgesetzten zu beweisen dass man für wenig Lohn viel arbeitet, gerne auch Überstunden macht, niemals aufmuckt und auch mal den Sündenbock spielt." Amen Bruder - das ist etwa jener Eindruck den ich mittlerweile auch habe.

...und mei Leopardenhoserl o

Zum Glück krieg ich mehr als den Tausender bei MAN - bedeutend mehr glücklicherweise. Was dann insoferne interessant ist weils den drastischen Vergleich zum Hungerlohn bietet den ich bekommen hab bevor ich ins unbekannte Land gezogen bin. Und meine Kündigung damals hatte tatsächlich nix mit der Bezahlung zu tun.
Wobei, gerade bei der Bezahlung habe ich jetzt auch beide Seiten kennengelernt. Im bekannten Land (also damals) war der Arbeitgeber in der Region für die gute Entlohnung der Arbeitskräfte bekannt. Man war auf langfristige Bindung an die Arbeiter aus (ich hatte "Mitarbeiter" (ahja, da ist er wieder, dieser grausige Ephemismus für "Sklave") die tatsächlich schon seit der Mondlandung im Betrieb waren) und konnte daher auch eine fähigen Stamm aufbauen). Das genaue Gegenteil erleb ich jetzt - weil man nur den absoluten Minimumlohn nach KV (und dieser KV auch noch so gewählt dass die Löhne möglichst niedrig sind) zahlt muss man mit haufenweise ungelernten Arbeitern von Gott weiss wo (als ich letztens in der Kantine ein paar der Arbeitern beim Tratschen zugehört hab - in einer Sprache die offensichtlich Patois war! - wollt ich schon nachfragen ob ich nicht vielleicht eine Sporttasche voller Gras nach Broker fahren soll) auskommen - die Qualität der Arbeit ist daher nicht überaschend.

Eine Kettn nei ins Mei...

Einen Teil der Reise hab ich auch dazu genutzt mich - powered by the taxpayer - weiterzubilden. Und irgendwie musst ich dabei lachen als der oberste AMS-Mensch von Bildung und Jobchancen gesprochen hatte. Die Realität ist nämlich anders als das was hier erzählt wird. Je besser deine Ausbildung ist desto schwerer wirds nämlich einen Job zu finden. Denn es kommt ganz unweigerlich zu einer Spezialisierung. Und in Nischen wirds generell halt eng - es stehen dir ganz einfach weniger Arbeitsplätze zur Verfügung. Die Jobportale sind so voll mit Zeugs dass ich mich frag wie mans eigentlich als nicht spezialisierter Mensch schafft keinen davon zu bekommen. Da frag ich mich auch nach der Sinnhaftigkeit unserer Arbeitsplatz- und Bildungspolitik wenn man zwar Unmengen an Akademikern (oder diesen unsäglichen Bologna-Typen) produziert aber die meisten Firmen froh wären einen anständigen Dreher oder Elektriker zu bekommen.

Hinterm Schreibtisch sitzt a Punk mit an lackierten Büstenschnitt...

Aber ich brauch mir solche Sorgen zum Glück nimmer machen. Zumindest nicht bis ich irgendwann in ein paar Jahren wieder weiterziehe. Aber so wie sich die Wirschaft (oder Welt insgesamt) derzeit entwickelt könnts mir dann passieren dass ich tatsächlich in Schwabing als Lagerist ende...

1 Kommentar:

  1. Willkommen in meiner Welt ...

    Nicht zu vergessen, die Liebe zum Papier. In den USA und anderen Staaten geht's nach Mundpropaganda. Kannste was und das spricht sich rum, haste den Job. Oder man arbeitet einen Tag zur Probe (keine unbezahlten drei oder vier Wochen Praktika), das reicht meist. Hier in Europa braucht man in erster Linie Zeugnisse, Zeugnisse und Zeugnisse und für jeden Beruf eine Ausbildung. Die Liebe zu bedruckten Dokumenten ist schier Grenzenlos. Wenn aber irgendwelche Zahlen auf dem Zeugnis nicht stimmen, oder der falsche Name der Schule auf dem Papier steht, ist der Ofen aus. Genauso, wenn der Lebenslauf Lücken hat, das Bild fehlt, oder man zwischendurch in einer anderen Branche gearbeitet hat und schon etwas länger aus dem eigentlich erlernten Beruf draußen ist. Hier fordern Arbeitgeber oft langjährige Berufserfahrung - stimmen die Dokumente nicht, biste weg vom Fenster.

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