30.03.2011

Buchstabensuppe

Um die Bezeichnung von Kriegsschiffen und das wozu die Kähne selbst geworden sind zu verstehen müssen wir die Geschichte ein bisschen aufrollen.

Das klassische Kriegsschiff war ja immer der Kreuzer. Wurscht wie das Ding letztendlich hiess, aber ursprünglich war das ein Ding mit Kanonen um andere Schiffe zu zerstören. Auch wenn die ersten Kreuzer die Verdrängung eines modernen Zerstörer hatten... Kreuzer, oder Cruiser, bezeichnet letztendlich ziemlich genau die Aufgabe des klassischen Kreuzers: show of flag und Patrouille.

Mit zunehmendem technologischen Forschritt wurde das Ding jedoch immer grösser und schwerer und es branchten Varianten heraus. Der ursprüngliche Kreuzer wurde zum leichten Kreuzer (U.S.S. Chester, 1908, 3.810 t - U.S.S. Roanoke, 1949, 14.700 t), die grössere Variante wurde zum schweren Kreuzer (U.S.S. Maine, 1895, 6.790 t - U.S.S. Salem, 1949, 17.000 t) und irgendwann kam als outgrowth das Schlachschiff heraus (U.S.S. Indiana, 1895, 10.290 t - U.S.S. Wisconsin, 1944, 45.000 t). Noch grössere Trümmer (die Montanas mit 70.000 t Verdrängung) waren den Japanern vorbehalten. Das Loch zwischen schweren Kreuzern und Schlachtschiffen versuchte man zeitweise mit Schlachtkreuzern zu schliessen (U.S.S. Guam, 1944, 34.300 t).

Nicht viele Marinen konnten sich jedoch diese zunehmen grösser, komplexer und teurer werdenden Monster leisten. Mit dem aufkommen des Torpedos konnte man jedoch selbst auf kleine Schiffe eine enorme Feuerkraft draufmontieren. Diese Torpedoboote konnten aufgrund ihrer Geschwindigkeit und Grösse die Verteidigung der Kreuer unterlaufen und einen zerstörerischen Schlag durchführen.

Die Marinen wappneten sich dagegen mit einem speziellen Schiffstyp welcher diese Torpedoboote zerstören sollte, dem Torpedobootzerstörer. Der klassische Zerstörer eben (U.S.S. Bainbridge, 1903, 540 t - U.S.S. Fletcher, 1980, 8.040 t) welcher mit aufkommen des Flugzeuges zunehmend die Rolle eines Eskortschiffes übernahm.

Auch eine zweite Waffe sollte den Torpedo einsetzen, das U-Boot. Anders als die Torpedoboote war es die ursprüngliche Aufgabe des U-Bootes zivile Schiffe anzugreifen. Auch hier mussten sich die Marinen wappnen, mit speziellen Schiffen die Konvois eskortieren sollten. Diese leichteren (U-Boot-)Zerstörer wurden Zerstörereskorten genannt. (U.S.S. Bayntun, 1942, 1.420 t - U.S.S. Moinester, 1974, 3.880 t)

Für eine Fregatte war da kein Platz. Die klassische Fregatte aus der guten alten Zeit war ein Schiff welches speziell zur Unterstützung des Kreuzers (Galleone, später Linienschiff) gedacht war - kleiner, leichter und vor allem schneller aber auch mit der selben Aufgabe, Schiffe versenken. Dabei wurden sie als Scouts und Hitrunner eingesetzt.

Nach dem zweiten Weltkrieg änderte sich vieles. Panzerung und Geschütze wurden zunehmend obsolet und die Gefahr kam zunehmend aus der Luft. Die kurzlebige Idee spezielle Flak-Kreuzer zu bauen wurde zu vollständigen Luftabwehrschiffen ausgebaut. Diese schnellen Schiffe in Zerstörergrösse sollten vielseitig verwendbar sein und die Kampfgruppe absichern. Man erinnerte sich der Fregattenbezeichnung und bezeichnete die Schiffe als Fregatten, klassifizierte sie jedoch als Führungszerstörer (grosse Zerstörer quasi) (U.S.S. Farragut, 1960, 5.800 t - U.S.S. Arkansas, 1980, 9.470 t)

Und dann ist man in den 70ern draufgekommen dass, nachdem die ganzen Weltkriegskreuzer schön langsam zu Bruch gegangen sind, man kaum mehr Kreuzer hatte während bei den Sowjets eimerweise Krestas, Sverdlov und Karas rumfuhren. Granted, die Dinger waren kaum grösser als eine moderne Burke, aber sie wurden halt Kreuzer genannt. ("Kreyser")

Also hat man im 75er Jahr fröhlich rumdesignated. Aus den Destroyer Escorts wurden fröhlich Frigates gemacht (um damit etwa das abzubilden was im Rest der NATO schon fröhlicher Unsinn/Usus war). Aus den Destroyer Leaders wurden Cruisers gemacht. Und zu allem Überfluss wurden aus den geplanten neuen Zerstörern auch gleich prophylaktisch Kreuzer gemacht (das waren die Ticos).

Ja, das was vor 40 Jahren allesamt Zerstörer waren, und damit durchaus auch korrekt klassifiziert, wurde auf alle modernen Schiffsklassen ausgewälzt. Von der Brooke und Perry am unteren Ende bis zur California und Virginia am oberen Ende - das sind eigentlich allesamt Zerstörer. Auch in punkto Aufgaben und Combat Power ist nicht mehr allzuviel Unterschied. Alles wird mit AEGIS und VLS zugepflastert, wurscht wie gross.

Nicht umsonst ist die Weiterentwicklung der Fregatten und Kreuzerlinie, die ja nur untersetzte bzw. aufgeblasene Zerstörer sind, bei der Navy quasi eingestellt. (Von der Pseudokorvette LCS, für die man nicht mal Verwendung hat, red ich lieber nicht...)
Kein Mensch baut mehr echte DEs, DLs, DDGs oder CLs. All for one heisst das Zauberwort. Zumindest so lange bis wieder irgendwo irgendein Spinner einen nuke-getriebenen 24.000 Tonnen-Kreuzer hinstellt und man bei der Navy wieder die Grausbirnen kriegt...

1 Kommentar:

  1. Dann war ja meine Annahme nicht so abwegig...



    "Und dann ist man in den 70ern draufgekommen dass, nachdem die ganzen Weltkriegskreuzer schön langsam zu Bruch gegangen sind, man kaum mehr Kreuzer hatte während bei den Sowjets eimerweise Krestas, Sverdlov und Karas rumfuhren."

    Die Sverdlovs waren ja auch (leichte) Kreuzer im klassischen Sinne.
    Es waren nur die Kyndas und Kresta-I (insgesamt 8 Schiffe), die aus der Reihe tanzten, während die Kresta-II sowie die Karas (17 Schiffe) von den Sowjets als "große ASW-Schiffe" (БПК) klassifiziert wurden und mit ihrer Bewaffnung am ehesten den DLGs entsprachen.
    Die heutigen Udaloys tragen auch diese Bezeichnung und wären DDGs.
    Irgendwann in den 70-ern trugen die auch die Krivaks, die damals die Aufgabe eines DEGs wahrnahmen. Später wurden sie als "Wachschiffe" (СКР) umklassifiziert - eine Art Patrol Frigate.
    Also im Großen und Ganzen waren es auch alles Zerstörer.



    "All for one heisst das Zauberwort. Zumindest so lange bis wieder irgendwo irgendein Spinner einen nuke-getriebenen 24.000 Tonnen-Kreuzer hinstellt und man bei der Navy wieder die Grausbirnen kriegt"

    Welche Verdrängung sollten einmal die CG(X) haben?

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